10 Jahre Rettungspunkte App „Hilfe im Wald“
Stefanie Labitzke, Matthias Nagel
Am 12.07.2013 wurde im Google Play Store zum ersten Mal die App „Hilfe im Wald“ veröffentlicht. Das Centrum für Satellitennavigation Hessen (cesah) hatte gemeinsam mit dem Hessischen Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation (HLBG) und Hessen-Forst den Wettbewerb „Hessen Natur App“ initiiert. Die App sollte die Rettungspunkte im Wald und Ergebnisse der Hessischen Biotopkartierung sowie ausgewählte Artenbefunde auf dem Smartphone darstellen. INTEND hatte sich an diesem Wettbewerb mit zwei Apps beteiligt, „Natur entdecken“ und „Hilfe im Wald“. Vom Prototyp des Wettbewerbs zu einer kommerziell tragfähigen Lösung schafftes es nur die App „Hilfe im Wald“.
Eine App ist nicht „mal eben schnell gebaut“, im Vorfeld sind wirtschaftliche und rechtliche und Fragen zu klären. Die Rettungspunkte im Wald sollen im Unglücksfall den Treffpunkt zwischen Rettern und Verunglücktem kommunizieren. Es geht um Leib und Leben. Das hat Konsequenzen für die Datenlieferanten der Rettungspunkte und die verantwortlichen Herausgeber der App, die diese Punkte publizieren. Wäre die App kostenpflichtig, würde eine Käuferbeziehung zwischen Anwender und Anbieter bestehen, die eine Haftung implizieren würde. Aber wie soll eine Haftung für zehntausende von Rettungspunkten, die bundesweit verteilt im und am Wald stehen, möglich sein, wer soll für die exakte Positionierung und Bezeichnung in jedem einzelnen Fall verantwortlich sein? Ist eine App hingegen kostenfrei, besteht keine Haftungsanspruch. Etwas auf den Markt zu bringen, das nichts kosten darf, verlangt allerdings spezielle Lösungsansätze: die App muss einen hohen Bekanntheitsgrad haben und ein positives Image transportieren, so dass der Werbewert für Sponsoren interessant ist.
Der Bekanntheitsgrad der App konnte durch Fernseh- und Rundfunkbeiträge, Artikel in Fach- und Tageszeitungen sowie durch die Präsenz auf den Internetseiten der Staats- und Landesforsten, von Feuerwehren und anderen forstaffinen Organisationen schnell in die Breite getrieben werden. Die wirtschaftliche Stabilität des Projektes in der Anfangsphase ist in erster Linie den damaligen Hauptsponsoren zu verdanken. Die Grube KG (Forstausrüstung und Jagdbedarf), die Firma FjällRäven (Outdoor-Ausrüstung) und die Gothaer Versicherung (Jagdversicherungen) schlossen sich gemeinsam mit INTEND zu einer Kooperation zusammen, die nicht nur die Weiterentwicklung und Pflege der App sicherstellen, sondern auch die Bekanntheit durch koordinierte Werbemaßnahmen steigen wollte.
Förderschwerpunkte von Sponsoren verschieben sich, die Hauptsponsoren schieden aus, andere wie die AGDW, die Firma Komatsu oder der Kursanbieter „Mein Motorsägenkurs“ kamen hinzu. Der Deutsche Landwirtschaftsverlag ist seit 2021 Projektpartner und bietet mit der App Informationen zu forstfachlichen Themen.
Eine App zu entwickeln, ist ein Kostenfaktor, sie am Leben zu erhalten ein weiterer und langfristig wichtigerer Kostenfaktor. Kostentreiben für den Unterhalt der App sind nicht in erster Linie die Datenupdates. Die Distributionsplattformen Android und iOS stellen laufend neuen Anforderungen, die erfüllt werden müssen, damit die App auf diesen Distributionskanälen bestehen bleiben kann.
Die App „Hilfe im Wald“ hat nicht nur einen Marketingwert für Unternehmen im Branchenumfeld, sondern sie hat darüber hinaus auch einen Funktionswert für Forstbetriebe. Mit der App wird nicht nur die Sicherheit der Mitarbeiter und Dienstleister unterstützt, im Falle eines Waldbrandes sind die Rettungspunkte für die Feuerwehren wichtige Orientierungspunkte bei der Brandbekämpfung, deshalb unterstützen jetzt auch Staats- und Landesforstbetriebe als Kooperationspartner das Projekt „Hilfe im Wald“.
Auch rechtliche Fragen spielen im Fall der App eine gravierende Rolle. Die Rettungspunkte werden in Absprache mit den Rettungsleitstellen von den Waldbesitzern installiert, sie sind die Dateneigentümer. Von Seiten der Waldeigentümer gab es zunächst auch eher zögerliche Bereitschaft, die Rettungspunkte für eine Veröffentlichung auf der App bereitzustellen. Fünf Landes- bzw. Staatsforsten und ein Tourismusverein machten den mutigen Anfang. Die Situation änderte sich schlagartig, als das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) ebenfalls das Thema Rettungspunkte aufgriff und sich eine bis heute bestehende Kooperation mit INTEND ergab.
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